DIE "GRAFINGER MADONNA"
Dauerleihgabe des Bayerischen Nationalmuseums, München
Kirschbaumholz, hinten gehöhlt, mit Thron und Sockel aus einem Stück geschnitzt.
Die Herkunft der Figur ist nicht endgültig geklärt. Sie orientiert sich stilistisch an Buch- und Freskomalereien um 1200 sowie an monumentalen Steinbildwerken der Kathedralenkunst des 12. Jahrhunderts. In welcher Kirche sich die Figur in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts befunden hat, kann nur vermutet werden. So wird die Pfarrei Öxing schon in den frühesten Freisinger Matrikeln von 1315 verzeichnet, in ihrer Kirche wäre eine Aufstellung der Madonna vorstellbar. Auch das Kloster Ebersberg wäre möglich. Die Brandspuren aus dem Mittelalter und der Barockzeit, die bei der Restaurierung der Figur gefunden wurden, würden zu der Überlieferung passen, dass den verheerenden Klosterbrand von 1305 allein die Marienkapelle des Klosters überstanden haben soll. 1781 wurde das Ebersberger Kloster ein zweites Mal von einem Feuer heimgesucht. In Grafinger Besitz könnte das immer nach einer Brandkatastrophe neu überfasste Bildwerk im Zuge der Klosterauflösung von 1808 gekommen sein.
Im 19. Jahrhundert verkaufte ein Antiquitätenhändler die "Grafinger Madonna" an das Bayerische Nationalmuseum in München. Die Holzskulptur von etwa 60 cm Höhe ist wohl das älteste Holzbildwerk des Landkreises Ebersberg überhaupt.
Quellen: Brigitte Schliewen, Thronende Muttergottes mit Kind, Handzettel zur Ausstellung im Museum der Stadt Grafing.
Öxing – Grafing. Ein Markt – eine Stadt, Verlag G+R Wenninger, Grafing.